Ausbildung der Ausbildenden: Olivia Zeier im Interview
Olivia Zeier ist Kundenberaterin am IBAW im Bereich Ausbildung der Ausbildenden. Auch sie selbst unterrichtet an der Klubschule Erwachsene in Deutsch – und steckt mitten in der Ausbildung für das SVEB-Zertifikat. Wir haben sie gefragt, welche Erfahrungen sie als Quereinsteigerin im Bildungsbereich gemacht hat, was sie am Unterrichten begeistert, wie sie die vielfältigen Herausforderungen meistert und welche praktischen Tipps sie für den Einstieg in die Bildungswelt bereithält.
Olivia, kannst du dich kurz vorstellen?
Nach einer kaufmännischen Ausbildung habe ich unter anderem in verschiedenen Bildungsinstitutionen gearbeitet, die Maturität nachgeholt, Germanistik und Ethnologie studiert. Danach zog es mich in die Volksschule, wo ich als Quereinsteigerin Französisch unterrichtete. Diese Erfahrungen haben meine Leidenschaft für Bildung und das Arbeiten mit Menschen geprägt.
Im Januar hast du am IBAW dein SVEB-Zertifikat gestartet. Was hat dich dazu motiviert, diese Ausbildung zu beginnen?
Ich wollte an der Klubschule Migros Deutsch unterrichten; dafür ist das SVEB-Zertifikat notwendig. Diese Ausbildung absolviere ich innerhalb eines Jahrs, um später vielleicht auch andere Fächer zu unterrichten. Das Lehren ist für mich ein zweites berufliches Standbein. Seit April 2024 unterrichte ich nun Deutsch, und die SVEB-Ausbildung hilft mir, meine andragogischen Fähigkeiten weiter auszubauen.
Welche neuen Erkenntnisse und Fähigkeiten hast du bisher in deiner Ausbildung am IBAW gewonnen?
Die Ausbildung gibt mir eine solide Grundlage für den Unterricht: Ich fühle mich sicherer und kann mich mehr auf die Wissensvermittlung konzentrieren, statt viel Zeit mit Organisation und Administration zu verbringen. Bereits bei der Klubschule habe ich wertvolle Inputs von Qualitäts-Coaches erhalten. Besonders hilfreich sind für mich die Reflexionsarbeiten, aber auch das Einüben eines sinnvollen Aufbaus und des Einsatzes geeigneter Unterrichtssequenzen. Dieses Wissen hilft mir dabei, meinen Unterricht kontinuierlich zu optimieren. Der hohe Praxisbezug ist ein grosser Pluspunkt und der Austausch in der Gruppe eine Bereicherung.
Als Kundenberaterin im Bereich Ausbildung der Ausbildenden berätst du andere Teilnehmende als Kunden. Welche Fragen oder Anliegen begegnen dir am häufigsten?
Viele Interessierte fragen, wie sie die geforderten 150 Unterrichtsstunden innerhalb von zwei Jahren nachweisen können. Besonders beim SVEB/EUROLTA-Lehrgang für Sprachkursleitende ist der Praxisbezug wichtig. Schon beim Start sollte man regelmässig eine Gruppe unterrichten oder daran sein, selbst eine Gruppe aufzubauen, wenn nötig auch privat. Bis zum definitiven Praxisnachweis der 150 Stunden erhalten die Teilnehmenden ein vorläufiges Attest, das in der Privatwirtschaft sehr geschätzt wird. Ausserdem werde ich oft gefragt, wie viel Zeit die Ausbildung in Anspruch nimmt. Die Selbstlernzeit beträgt etwa 180 Stunden innerhalb von 6 Monaten. Ich empfehle, etwa einen Tag pro Woche einzuplanen, um auf der sicheren Seite zu sein.
Was gefällt dir am meisten an der Arbeit mit Erwachsenen, und was sind die grössten Herausforderungen?
Ich schätze es sehr, dass der Fokus in der Erwachsenenbildung auf dem Lehren liegt, und nicht auf erzieherischen Massnahmen wie bei Kindern oder Jugendlichen. Die meisten Teilnehmenden kommen freiwillig und sind motiviert, Neues zu lernen. Gerade in den Deutschkursen treffe ich auf eine bunte Mischung aus Expats und Geflüchteten, was die Arbeit besonders spannend macht. Die Atmosphäre in den Kursen ist oft freundschaftlich, fast schon familiär.
Eine Herausforderung ist die Heterogenität der Gruppen. Je nach Herkunftssprache gibt es unterschiedliche grammatikalische Systeme, was den Unterricht erschweren kann. Trotzdem macht es mir Spass, diese Vielfalt zu erleben.
Kannst du uns einen spannenden oder lehrreichen Moment aus deiner Tätigkeit in der Erwachsenenbildung schildern?
Ein wichtiger Aspekt in Ausbildung und Praxis ist die Fehlerkultur. Fehler sind erwünscht, sie bringen uns weiter, und ich versuche, meine Teilnehmenden positiv zu bestärken. So können wir im Kurs auch einmal über unsere eigenen Fehler lachen, was die Stimmung enorm auflockert. Es ist wichtig, Vertrauen aufzubauen und die Teilnehmenden zu ermutigen, aktiv mitzumachen.
Hat sich deine Sichtweise auf das Lernen und Lehren von Erwachsenen verändert?
Definitiv. Erwachsene erscheinen mir dankbarer und interessierter am Stoff als Kinder oder Jugendliche. Ich hätte nie gedacht, dass sie eine so positive Einstellung zu Lehrpersonen haben. Gleichzeitig hat mich nachdenklich gemacht, wie viele am Anfang ihrer Ausbildung ängstlich oder unsicher sind. Das zeigt, dass sie ihre Schulzeit mit negativen Erinnerungen verbinden.
Was sind deine weiteren Ziele in der Erwachsenenbildung?
Ich möchte meine Ausbildung in der Erwachsenenbildung fortsetzen und den Fachausweis Ausbilderin/Ausbilder absolvieren. In den entsprechenden Lehrgängen kann ich die Grundlagen vertiefen. Der FA eröffnet auch neue berufliche Möglichkeiten, da Ausbildende mit Fachausweis oft konzeptionelle und organisatorische Aufgaben in der firmeninternen Aus- und Weiterbildung übernehmen, die mit grosser Verantwortung verbunden sind.
Langfristig könnte ich mir vorstellen, als Dozentin für den Lehrgang SVEB-Zertifikat Ausbilderin/Ausbilder tätig zu werden, Französisch für Erwachsene zu unterrichten oder auch in einem kreativeren Bereich wie Schreibworkshops oder Schreibcoachings zu arbeiten, da das meiner Leidenschaft für Sprache und Text entgegenkommt.
Was würdest du jemandem raten, der darüber nachdenkt, d en Lehrgang zu machen, aber sich noch unsicher ist?
Ich würde empfehlen, nicht zu lange zu zögern und die Ausbildung dann zu starten, wenn sie zeitlich gut passt. Unsere beiden “Vorkurse” Einstieg in die Erwachsenenbildung und Basismodul Sprachdidaktik richten sich nicht zuletzt an Interessierte, die sich noch nicht ganz schlüssig sind und einfach einmal schauen möchten, ob sich dieser berufliche Weg für sie eignet. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass die SVEB-Ausbildung Sicherheit gibt, den Austausch mit Gleichgesinnten fördert und wertvolle Einblicke bietet, wie man Wissen gezielt an eine heterogene Zielgruppe vermittelt. Der hohe Praxisbezug und die Möglichkeit, eigene Methoden zu reflektieren und zu optimieren, machen die Ausbildung besonders wertvoll.
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